Seewlisee

 

Zmitzt im Felsätal verschteckt !

lyyt äs Seeli chlyy.

Lüä, wiä Sunnä d Wällä neckt

und wiä s glänzt drbyy.

D Muggä fyyret Summerfäscht

uf em bläüwä Nass

und dert oobä i sym Näscht

schpilt ä Rapp dr Bass.

 

Felstiirm und Gämschy haltet Wacht

rings am stillä See ;

so wiä diä

mecht ich diä Pracht

jeedä Morgä gsee.

 

Lüäg dert schpringt ä klyynä Fisch

hooch i Muggäschwarm,

holt sich fir ä Mittagtisch

ds Dessert sunnäwarm.

 

Tüüsig Dank, my chlyynä See,

fir diä prächtig Schtund !

Lach dr Neechscht diä Pracht äü gsee,

wenn är zuä dr chunnt !

 

 

 

 

 

Die Sage vom Seewlisee

Hoch oben in den Bergen gibt es viele kleinere, runde Seen, die weder Zu- noch Abfluss zu haben scheinen. Ein solcher See ist der Seewlisee. Dieser liegt im Kanton Uri, oberhalb von Silenen, von den Bergen gut geschützt gegen Nordwind und Föhn. Still und friedlich liegt er da, und man kann sich kaum vorstellen, dass sich vor vielen Jahren folgendes zugetragen hat:

Damals bewirtschaftete jeden Sommer eine reiche Familie die Seewlialp. Es war eine prächtige Alp, gesegnet mit besten Kräutern und Gräsern, so dass die Kühe bestens gediehen und Milch im Überfluss produzierten.

Die Arbeit auf dieser Alp war nicht schwer, und die Alphirten wurden immer übermütiger. Mit der Zeit wurde der Überfluss für sie selbstverständlich und sie verloren jede Gottesfurcht. Am Abend gingen sie zu Bett, ohne zu beten, am Morgen standen sie auf, ohne an Gott zu denken.
Eines Tages veranstalteten sie ein grosses Fest. Sie hatten eine Menge Leute aus dem Tal eingeladen und eine Brücke aus Käselaiben und Butterballen gebaut, damit die Gäste keinen Umweg um den See zu machen brauchten.
Den ganzen Tag feierten sie ein ausgelassenes Fest, assen und tranken, ohne je daran zu denken, wem sie all diese Gaben zu verdanken haben.

Als sich schliesslich alle schlafen gelegt hatten, kam ein fürchterliches Unwetter auf. Von allen Seiten gingen Erdrutsche nieder, welche auf ihrem Weg in den See alles mit sich rissen: Vieh, Menschen und auch die Hütte versanken im See. Dieser trat über die Ufer, schoss hinunter ins Tal und überdeckte die vorher so schönen Wiesen mit Schlamm und Geröll.

Man sagt, dass der Seewlisee seither alle dreissig Jahre über die Ufer tritt, damit die Menschen daran erinnert werden, welche Folgen gottloses Tun haben kann....